
Abb. 1: Erworbene Zertifikate (Eigene Darstellung nach
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Auch die Studie der GPM bestätigt, dass es Frauen weiterhin schwerer haben, als Männer. Denn obwohl sie höhere Bildungsabschlüsse aufweisen, als ihre männlichen Kollegen, erhalten sie weniger Leitungspositionen. Übernehmen sie anteilsmäßig Verantwortung in Führungspositionen, was durchaus häufig vorkommt, weisen sie seltener disziplinarische bzw. Budgetverantwortung auf. Auch stehen ihnen merklich geringere Weiterbildungsbudgets zur Verfügung, obwohl sie mehr Zeit für Weiterbildung investieren. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass sie über mehr Projektmanagement-Zertifikate verfügen als ihre männlichen Kollegen. Zudem werden sie seltener im Ausland eingesetzt, obwohl sie meist über höhere Fremdsprachenkompetenzen verfügen. Diese werden von den Unternehmen im Rahmen internationaler Projekte genutzt.
Trend 2
. Frauen mit Projektmanagement-Qualifizierung können sich auch dann in MINT-Bereichen positionieren, wenn sie keine klassische MINT-Ausbildung haben. Sie profitieren dabei von der Brückenfunktion des Projektmanagements. Diana Goniashvili ist Wirtschaftsingenieurin. Ihre Einschätzung:
„Ich denke, dass sich hier in den letzten Jahren viel geändert hat – auch weil Frauen im Vergleich zu früher einen ganz anderen Zugang zu Bildung und auch zu MINT-Berufen haben. Wer dann noch selbstbewusst, schlagfertig und kompetent auftritt, wird auch auf Augenhöhe wahrgenommen. Dazu gehört auch, seine eigenen Ziele anzusprechen – so, wie es die männlichen Kollegen auch tun.“
Zahlreiche Unternehmen schöpfen das Potenzial der Frauen im Projektmanagement in der Regel also noch lange nicht aus – hier stimmen die persönlichen Erfahrungen der Beraterinnen mit der Studie der GPM überein. Die Unternehmen halten an tradierten Rollenbildern fest, statt die Chancen zu nutzen, mit hoch motivierten und qualifizierten Frauen ihre Projekte erfolgreich umzusetzen. Die Studie zeigt aber auch, dass immer mehr Unternehmen eben dieses Potenzial erkannt haben und Frauen entsprechend fördern und fordern, um Leitungspositionen mit ihnen zu besetzen.
Um die Situation der Frauen zu verbessern, ist aber auch das Engagement der Betroffenen selbst gefragt. Dies sieht auch Maike Fischer, Projektleiterin und Beraterin so. Sie ist davon überzeugt, dass es nicht Aufgabe von Unternehmen ist, sich dem Thema Gleichberechtigung noch stärker zu widmen, als bisher schon getan. „Ehrlich gesagt, bin ich sogar genervt von übertriebener Political Correctness und stundenlangen Diskussionen um Wortendungen. Aber es wäre gut, wenn die Frauen, die sich aktuell benachteiligt fühlen, für eine Verbesserung sorgen, in dem sie sich aktiv dafür einsetzen. Ob es dafür Weiterbildungsmaßnahmen, Vertragsverhandlungen oder einen Wechsel bedarf, muss jeder selbst entscheiden. Denn auch diese Selbstverantwortung steckt für mich in der Gleichberechtigung.“