Wer wird in Zukunft wann und wie führen?
Die zunehmende Komplexität von Führungsaufgaben hat dazu geführt, dass Führung immer weniger durch vorab festgelegte Führungsrollen definiert ist, sondern stattdessen im Zuge der Aufgaben, Projekte oder Unternehmungen von einer Person zur anderen wechselt. Dabei wird die Führungsrolle an diejenige Person übertragen, die über die geeigneten Fähigkeiten und Erfahrungen für die aktuelle Situation verfügt. In der Bundesregierung beispielsweise leitet das jeweils zuständige Ministerium je nach Themenbereich - ob Wirtschaft, Gesundheit oder Verteidigung - und nicht der Bundeskanzler, der nur im Falle eines Streits eingreifen würde.
Vor Beginn eines Projekts oder einer Projektphase sollten die notwendigen Kompetenzanforderungen für die Aufgabenbewältigung und Führung geklärt werden. Ein Entwicklungsteam kann am besten selbst entscheiden, wer den Entwicklungsprozess moderiert, koordiniert oder leitet, abhängig von der Komplexität der Aufgabe und der Teamstruktur. Es werden keine autoritären Machtstrukturen oder Fachwissen benötigt, sondern Metakompetenzen, um in komplexen und dynamischen Situationen Zusammenarbeit zu fördern.
Die Führung ist partizipativ, empathisch und unterstützt die oder den Einzelne:n bei der Aufgabenerledigung, beispielsweise in Scrum durch den "Scrum Master". Führung ist besonders gefordert in kritischen Situationen, aber auch in Alltagssituationen. Die 'neue Führung' erfordert, dass wir unser aktuelles Bild von Führung verändern. Führungskräfte müssen in der Lage sein, "loszulassen" und Vertrauen in diejenigen zu haben, die bisher wenig Führungserfahrung haben. Es braucht Gestaltungsspielraum und Unterstützungsangebote wie Schulungen, Coaching und Mentoring.
Die 'neue Führung' erfordert auch neue Organisationsformen, wie etwa das "Unlearning Hierarchy" (Keil & Vonier, 2022), "Postbürokratisches Organisieren" (Muster et al., 2021) und experimentelle Organisationsformen wie "Holacracy" (Robertson, 2016) oder "Decentralized Autonomous Organization (DAO)" (Kandzia, 2023).