Agiles Projektmanagement ist mehr als Scrum
Wenn von agilem Projektmanagement gesprochen wird, geht es meistens um Scrum. Scrum kommt aus dem Rugby und ist ein besonderer, nach klaren Regeln ablaufender Spielzug, den die Beteiligten genau kennen. Jeder führt den anderen, unabhängig von der eigentlichen Rolle, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Dafür kämpfen sie mit einem unbedingten Willen und stehen zu 100 % füreinander ein.
Scrum - als Metapher in der Anwendung für Projekte - hat ebenso genaue Regeln und funktioniert auch nur mit diesen Regeln. Dazu gehört es unter anderem, die Komplexität zu reduzieren: Teams werden von Projektplänen und Zielen befreit, die von den eigentlichen Aufgaben ablenken. Statt weit entfernter Projektziele rücken Arbeitspakete in den Fokus - und damit Ziele, die in vier oder acht Wochen erreichbar sind. Das „Gedränge" entsteht, in dem das Team unbeeinflusst und ungestört arbeiten kann. Konkret bedeutet dies: Die Teammitglieder können sich ganz auf dieses eine Projekt konzentrieren, ohne von weiteren Aufgaben oder Projekten abgelenkt zu werden. Diese Konzentration im Team beschleunigt beispielsweise Produktentwicklungsprojekte ungemein, zum Teil um 25, 30 oder 50 %.
Unternehmen, die Scrum nutzen, beschäftigen sich gleichzeitig mit ihren Organisationsstrukturen, ihrer Unternehmenskultur und der Frage wie generell effizienter gearbeitet werden kann. Denn Agilität im Projekt funktioniert vor allem da, wo effizient gearbeitet werden kann. Dabei geht es nicht primär um die Reduzierung von Kosten, sondern um einen vernünftigen Umgang mit allen Ressourcen - also auch mit der verfügbaren Zeit der einzelnen Mitglieder des Projektteams.
Um diese Effizienz zu erreichen, setzen agil arbeitende Unternehmen neben Scrum auf die Managementmethoden Design Thinking, Critical Chain Project Management (CCPM), Lean und Kanban. Worum geht es dabei?
Design Thinking ist eine Kreativitätstechnik, die auf David Kelley, Terry Winograd und Larry Leifer von der Stanford University zurückgeht. Ihre Idee: Vor allem interdisziplinäre Teams schaffen echte, herausragende Innovationen. Übertragen auf das Projektmanagement heißt das: Im Team werden Probleme und Herausforderungen am besten gelöst.
Unterstützt wird dies durch Lean. Hier geht es darum, radikal zu verschlanken, Dinge soweit herunter zu brechen, dass sie handhabbar werden.
Kanban kommt als Methode aus der Produktion und bedeutet, übertragen auf das Projektgeschehen, die Optimierung der (fachlichen) Realisierungsprozesse. Dabei werden nur die Ressourcen (Mitarbeiter) und Materialien am Verbrauchsort bereitgestellt, die tatsächlich aktuell benötigt werden. Eine Planung mit unnötigem Puffer oder Leerstand wird dadurch vermieden. Die Projektmitarbeiter haben Transparenz über anstehende Arbeitspakete und Aufgaben und holen sich selbst, in Eigenverantwortung und nach dem „Pull-Prinzip", sofort die nächsten Aufgaben und warten nicht auf deren Delegation an sie.