Hybride Budgetierung als Lösungsweg - Ein Praxisbeispiel
Um das Ganze mal zu veranschaulichen, möchte ich hier einen Use Case vorstellen, den wir für einen Kunden entwickelt haben.
Der Kunde hat eine Business Unit mit neun Abteilungsleitern Jeder Abteilungsleiter verantwortet einen eigenen Fachbereich mit einer operativen Kernmannschaft. Die Mehrheit der operativen Mannschaft ist in Teams aufgeteilt, die bereits mehrheitlich agil arbeiten. Obwohl die Wertschöpfungsziele nur erreicht werden können, wenn alle Fachbereiche integriert zusammenarbeiten, behinderten starre Einzelbudgets die Bewertung der ausgelieferten Wertschöpfungseinheiten und das Erreichen der gesetzten Wertschöpfungsziele. Zudem haben versteckte Budgetreserven innerhalb der Fachbereiche das Budget der Business Unit derart in die Höhe getrieben, dass eine wirtschaftliche Wertschöpfung aus Sicht der Gesamtbusiness Unit kaum noch realisierbar war.
Zunächst wurde von einer Einzelbudgetierung auf Fachbereichsebene auf eine Gesamtbudgetierung auf Business Unit Ebene umgestellt. Dadurch konnten individuelle Budgetreserven identifiziert und in einer kleineren Budgetreserve, die nun der gesamten Business Unit zur Verfügung steht, gebündelt werden. Die Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter haben sich parallel dazu gemeinsam entschlossen, zukünftig funktionsübergreifend zusammenarbeiten, um die richtigen Entscheidungen für das Business zu treffen.
Die Umsetzung in die Praxis
Hierbei unterscheiden wir in zwischen zwei Budgetformen, „Run the Business“, also alle Kosten des laufenden Betriebs und „Grow the Business“, also alle Kosten des Betriebswachstums.
„Run the Business“ beinhalten alle Kosten, die benötigt werden, um eine Business Unit für ein Jahr zu unterhalten. Dabei werden als Grundlage nur die absolut notwendigen Kosten genommen. Im Kern bestehen die Kosten vor allem aus den Personalvollkosten. Dieses Budget wird jährlich fixiert und die laufenden Kosten dagegengehalten. Personalabgänge entlasten das Budget, Personalzugänge sind nur möglich, sofern Personalabgänge verzeichnet wurden oder Personalzugänge als notwendige, entstehende Kosten eingeplant sind. Die Budgetierung erfolgt klassisch, d.h. statisch auf das Jahr verteilt.
„Grow the Business“ sind alle weiteren Kosten, die dazu dienen, das Geschäft der Business Unit zu steigern, z.B. R&D Kosten, Marketingausgaben, besondere Opportunitätskosten innerhalb der Fachabteilungen und Personalkosten, sofern sie dem Wachstum des Business dienen.
Sämtliche Abteilungsleiter der Business Unit treffen sich nun einmal im Quartal, um für das kommende Quartal über die Mittelverwendung abzustimmen. Dabei stehen ihnen allerdings nur Mittel zur Verfügung, die an relative Budgets gekoppelt sind, in diesem Fall die Gewinn- und Verlustrechnung des Vorquartals. Je nach Geschäftserfolg stehen also in dieser Budgetentscheidungsrunde mehr oder weniger hohe finanzielle Mittel zur Verfügung. D.h. die statischen Budgets werden bedient und im Erfolgsfall kommt es zu einer Erhöhung des Budgets. Damit können Budgetentscheidungen transparent und dezentral getroffen werden, ohne dass eine Mittelüberschreitung notwendig ist.